Kolumbien ist ein widersprüchliches Land. Präsident Álvaro Uribe Vélez schwimmt seit Monaten auf einer Popularitätswelle von ca. 80 Prozent, wozu ihm u.a. der durch Präsident Chávez‘ säbelrassendes Verhalten hochgeschwappte Patriotismus verhilft. Mittlerweile wurden weitere Verdachtsmomente bekannt, dass Uribe sich die für die Wiederwahl nötige Verfassungsänderung 2004 durch Zahlungen und andere Vergünstigungen für Abgeordnete erkauft hat. Der engste politische Vertraute und Cousin des Präsidenten, Mario Uribe, wurde kürzlich wegen seiner Verbindungen zum Paramilitarismus festgenommen. Trotz der hohen Zustimmung unter der Bevölkerung muss der rechtsautoritäre Staatschef immer stärker ums politische Überleben kämpfen.
In einer völlig überraschenden Aktion hat die Regierung am 13. Mai die wichtigsten paramilitärischen Führer direkt aus dem Gefängnis an die US-Behörden zur Auslieferung an die Vereinigten Staaten übergeben, wo ihnen der Prozess wegen Drogenhandels gemacht wird. Man vermutet, dass Uribe auf diese Weise Zeugen für seine Verwicklung in den Paramilitarismus los werden will.